Ein Fronttransparent — Erneuerbare Energien Jetzt! People not Profit mit dem Klimastreiksymbol. Demozug dahinter auf einer Strasse in Zürich
Front-Transparent der Demo

Klimastreik Rede, 23.09.22, Zürich

Payal Parekh

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Dieser Krieg macht klar, wie abhängig wir noch von Öl, Gas und Kohle sind. Wir sind der Süchtige, der zum schlimmsten Drogendealer für unseren schmutzigen Stoff geht. Naomi Kleins Shock Doctrine wird zur Realität.

Die verheerenden Klimaschaden und -folgen dieses Jahres haben die Politiker*innen und die fossile Brennstoffindustrie nicht zu einem Wechselkurs gebraucht.In Indien und Pakistan war es über 50 Grad im südasiatischen Sommer im Mai und dies ist eine Region in dem eine grosse Minderheit keinen Zugang zu modernen Energie hat, sprich keine Ventilator oder Klimaanlagen. Und niemand kann die Bilder von dem dauerhaften Regen und den Überflutungen in Pakistan vor ein Paar Wochen vergessen. ein Land, das etwa 1 tonne CO2 pro Person emittiert. Im Vergleich hier in der Schweiz mit 14 tonnen pro Person, wenn man auch Emissionen von Importen berücksichtigt.

Wir können nicht sagen, dass die Regierungen nicht Zeit gehabt hätten, eine soziale, ökologische Transformation in Gang zu bringen. Der Brundtland-Bericht der Vereinten Nationen hat schon in 1987 klar gestellt, dass wir innerhalb der planetaren Grenzen leben müssen, wenn wir den Planeten für zukünftige Generationen bewohnbar lassen wollen.

Aber die Gier gewinnt weiter! Nicht nur profitieren russischen Oligarchen und Putin vom Krieg, sondern die ganze fossile Industrie — Diese Industrie, die jeden Tropfen Öl und Gas ausquetschen will, wird ein Rekordjahr haben. Shell hat Rekordergebnisse mit einem Gewinn von 11,5 Milliarden Dollar im zweiten Quartal erreicht. Es übertraf ihre Rekorde vom ersten Quartal.

Weder diese Firmen noch die 1% leiden unter der Inflation und Teuerung in der Welt. In der Schweiz ist die offizielle Rate relativ niedrig mit 3,5%, aber wenn man nur tägliche Ausgaben berechnet, ist dies fast 6%, in der EU ist sei bei 9,1%, eine Rekorde. Bei Indien liegt es bei 7,6%. Sushma, die Haushaltshilfe meiner Familie kauft sich kein Fleisch und Früchte mehr und kocht ausschliessend Eintöpfe, um weniger Gas zu benutzen. Sie will sicherstellen, dass das Geld für die Schulgebühren ihres Sohnes reicht. Sushma und andere Leute, wie sie in der ganzen Welt, sind nicht verantwortlich für diese Krise, aber spüren die schlimmsten Folgen — Klimaschaden, sowie auch soziale.

Der einzige Ausweg ist Klimagerechtigkeit — Was ist das überhaupt? Wir lösen dieses Problem in dem wir dies an der Wurzel packen, d.h. eine kapitalistische Wirtschaft abschaffen, die das Wohl einzeler Personen hervorhebt und sie mit einer Wirtschaft ersetzen, die nicht auf Wachstum strebt, sondern versichert, dass wir innerhalb der planetaren Grenzen leben und das Gemeinwohl als höchster Priorität setzt. Nur wenn es uns allen gut geht, kommen wir aus diesem Schlammassel. Uffe mit dem Degrowth, abbe mit dem Kapitalismus!

Momentan verlieren wir diesen Kampf für Klimagerechtigkeit. Ich weiss, dass es uns die Hoffnung raubt und uns in Ohnmacht bringt. Aber die Arbeit, die ihr leistet ist extrem wichtig. Wenn wir nicht weiter machen, dann wer?

Ich will euch eine Geschichte erzählen, die meinen Aktivismus die letzten 30 Jahre geprägt hat. In 1990, kurz nach der Wende machte ich ein Austauschjahr in Deutschland. Auf einem Klassenausflug in Ostdeutschland habe ich Aktivist*innen getroffen, die gegen das Regime gekämpft haben. Einer davon erzählt, noch vor 6 Monaten hätte er den Mauerfall und somit den Fall der DDR nicht für möglich gehalten. Und Payal lernt: Es lohnt sich immer zu kämpfen, denn du weisst nie, wann es kippen könnte.

Als jemand der auf drei Kontinente gelebt hat und über 20 Jahre lang ein Teil dieser Bewegung ist, möchte ich euch mitteilen was ich glaube, es von uns braucht, um eine gewinnende Strategie zu haben.

  • Solidarität — Genossi in anderen Regionen der Welt bezahlen oft mit ihren Leben oder langjährigem Haft, wenn sie sich für eine andere Welt plädieren. Letztes Jahr arbeitete ich eng mit Aktivisti aus dem Amazon in Brasilien und Colombien — nur verschlüsselter Kontakt war möglich und immer wieder sind Aktivisti verschwunden. Trotzdem machten sie weiter, weil sie an eine besser Welt glauben. In Uganda waren Aktivisti verhaftet, weil sie gegen die East Africa Crude Oil Pipeline protestiert haben, der ein Projekt von der französischen Firma Total ist.
  • kreative und neue Aktionsform — wenn wir weiterhin das gleiche machen, können wir nicht ein neues Ergebnis erwarten. Ich bin so froh, dass Klimastreik vor fast vier Jahren erschien — aber die Zeit für nette Streiks und Demos sind vorbei!
  • Eskalieren wir und hören wir auf Gehorsam zu sein! Die Mächtigen sollten wissen, dass wir es ernst meinen. Und wir werden sie unter Druck setzen — dauerhaft. Ja, das heisst ziviler Ungehorsam und friedliche Sabotage, aber es heisst nicht gleich verhaftet zu werden. Wie gerade erwähnt, versuchen Aktivisti in vielen Ländern Verhaftung zu vermeiden, da die Gefahr gross sei. Und manche von uns können auch eine Verhaftung aus verschiedenen Gründen nicht leisten — Anwendung von Humor, Ironie, und Kreativität bietet vieles. Es gibt viele Beispiele aus der Geschichte, vor allem von Ländern mit Diktaturen, wie Chile, ehemalige Jugoslawien unter Milosevic oder Burma/Myanmar.
  • Unser Super Power ist People Power, aber seit COVID-19 wachsen wir kaum. Wir müssen Leute erreichen, die anders sind als wir. Das CO2 Gesetz ist nicht durchgekommen, weil die linken Parteien Leute ohne Uniabschluss, wenig verdienende und Leute auf dem Land mehrheitlich ignoriert haben. Wir können eine solche Niederlage nicht wieder hinnehmen. Für diejeningen, die sich interessieren, gebe ich einen Workshop zu Organising in November.

Nur so können wir eine soziale und ökologische Transformation machen, die demokratisch ist, Ungleichheiten beiseitigt und Macht umverteilt. Ich glaube an uns!

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Payal Parekh

climate scientist turned activist; Swiss, Indian, American immigrant.